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Stefanel: Rote Zahlen und Trennung von Hallhuber

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Das italienische Modeunternehmen Stefanel konnte die guten Vorgaben des vergangenen Jahres in den ersten drei Quartalen 2008 nicht bestätigen und musste teils empfindliche Rückgänge bei Umsatz und Gewinn hinnehmen. Zugleich rückt der geplante Verkauf

der deutschen Konzerntochter Hallhuber näher. Wie Stefanel mitteilte, gingen die Umsätze zwischen Januar und September diesen Jahres auf 244,9 Millionen Euro zurück, nachdem das Unternehmen im Vergleichszeitraum 2007 noch 244,9 Millionen Euro umgesetzt hatte. Schlechte Zahlen mussten die Italiener auch beim Ergebnis präsentieren. Ein EBIT, der mit 4,7 Millionen Euro 10,2 Millionen unterhalb des 2007er-Wertes liegt und ein „Gewinn“ vor Steuern in Höhe von 18,3 Millionen Euro – minus wohlgemerkt. Einziger Lichtblick für Stefanel: Die Verbindlichkeiten konnten von 124,6 Millionen Euro nach den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres auf jetzt 79,5 Millionen gesenkt werden.

 

Zwar befindet sich das Unternehmen aktuell in einer Umstrukturierungsphase, die einem Dreijahresplan folgt und noch nicht abgeschlossen ist, trotzdem musste das Management auf die schwierige Marktsituation und die damit verbundenen Umsatzeinbußen reagieren. Man wolle die operativen Kosten senken und organisatorisch nachbessern, so die Verantwortlichen. Dazu zählt wohl auch die Trennung von der deutschen Modekette Hallhuber, die sich laut Aussage der Stefanel- Vorstände zwar in einem „mehr oder weniger stabilen Trend“ bewege, tatsächlich jedoch weit hinter den Erwartungen der Italiener zurückgeblieben ist. Bereits im ersten Halbjahr 2006 drückten Hallhubers Verluste auf das Gesamtergebnis des Konzerns, eine signifikante Erholung ist bis heute nicht in Sicht.

Ein Verkauf der Sparte ist damit nicht nur wahrscheinlich, sondern gilt intern längst als beschlossene Sache. Bereits am 30. Oktober diesen Jahres berichtete das österreichische Fachmagazin „Wirtschaftsblatt“, dass Stefanel sein Geschäft in Deutschland abbauen und Hallhuber verkaufen will. Dabei hatte alles so gut angefangen, als das italienische Bekleidungshaus die deutsche Kaufhauskette vor acht Jahren übernommen hatte. Hallhuber konnte die Anzahl seiner Filialen auf 85 Geschäfte verdoppeln und versprach eine solide Basis für das Stefanel-Geschäft in Deutschland zu werden.

Hallhuber musste genauso wie andere Warenhäuser in den letzten zwei Jahren erfahren, dass sich immer weniger Kunden von den ehemaligen Konsumtempeln angezogen fühlten. Vor allem jüngere Zielgruppen orientierten sich entweder zu den großen Shopping Malls, zu Boutiquen oder Flagship Stores der großen Marken oder sie kauften gleich im Internet ein. Leidtragende dieser Entwicklung waren und sind die klassischen Kaufhäuser, egal ob Hertie, Kaufhof, Karstadt oder eben Hallhuber.

Nun soll das Traditionsunternehmen mit Sitz in München an einen Investor verkauft werden, die Suche nach potentiellen Geldgebern läuft bereits. Laut „Wirtschaftsblatt“ wurde die Finanzgruppe UniCredit beauftragt, entsprechende Interessenten zu akquirieren. Sollte der Verkauf gelingen, dürfte bei Hallhuber erneut alles auf den Prüfstand kommen. Zwar erwarten die Münchener innerhalb der nächsten drei Jahre ein Umsatzwachstum von knapp fünf Prozent, einem Investor, der auf Rendite und möglichst hohe Gewinnausschüttungen Wert legt, dürfte dies jedoch zu wenig sein.

Was dem Textilfilialisten jedoch Hoffnung machen kann, ist die Tatsache, dass es in den ersten neun Monaten 2008 immerhin 400.000 Euro mehr umsetzte, als im Vergleichszeitraum 2007. Die Abwärtsspirale scheint also zumindest vorerst gestoppt. Bleibt abzuwarten, ob sich die Rezession der Herbstmonate auf das Ergebnis des verbleibenden Quartals so negativ auswirkt, dass sich der leichte Aufwärtstrend wieder ins Gegenteil verkehrt.

Foto: Stefanel